Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
222. Trauttmansdorff an Ferdinand III Münster 1646 Juni 26
Münster 1646 Juni 26
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 50b fol. 57–57’, PS fol. 60 = Druckvorlage – Konzept: TA
Ka. 112 Z 6 nr. 72 unfol.
Gespräch mit kursächsischen Gesandten: Vermittlungsvorschläge für die Religionsgravamina.
Drängen der schwedischen Gesandten auf Erfüllung der Satisfaktionsforderungen.
PS Bitte um Nachricht bezüglich Axel Oxenstiernas Äußerungen zu den Religionsgravamina.
Rezepisse auf ein Schreiben vom 12. Juni
nr. 212 habe ich mit Salvius über die Religionsgravamina geredet und herna-
cher , den 23., die Chursächsische gesandten zu mir erfordert und ihnen ebe-
nergestalt die von mir aufgesezte und Ewer Kayserlicher Mayestätt sub littera
A damals beygeschlossene puncta vorgehalten mit der erinnerung, wan sich
dieselbe sowol alß die andere protestirende darzu verstehen wurden, daß ich
alßdan mit denen catholischen alhie weiter darauß reden und mich bemuhen
wolte, dieselbe nit weniger hierzue zu bewegen; im widrigen fall wuste ich
dieserorthen wenig nutzenß zu schaffen, sondern mueste die sach Gott befeh-
len .
Sy, die Chursächsische, haben mir zur andtwort gegeben, daß sie nit darvor-
halten wolten, daß die protestirende bey dieser ihrer erklerung verbleiben,
sondern sich noch wol mittell finden wurden, auß der sachen zu kommen,
immassen sie mir hierbeygefügte vorschläg, so sie dem liebten Crane in die
feder dictirt, mundtlich eröffnet und daßyenige, waß der religion halber in
Ewer Kayserlicher Majestätt erblanden hierinnen begrieffen, nur pittweis an-
geregt . Ich hab sie aber diesfals bestendig abgewiesen und es bey deme ver-
bleiben lassen, waß in obangedeutem meinem aufsaz begrieffen, werde je-
doch ihr, der Sächsischen gesandten, vorschläge denen catholischen alhie zu
berathschlagen communiciren lassen.
Sonst haben mir die Schwedische gesandten, alß ich dem Salvio die visitam
restituirt, under anderm zu verstehen geben, daß sie vorhabens wehren, diese
wochen noch heruberzukommen und sich mit unß des instrumenti pacis hal-
ber zu vergleichen. Vermeinten auch, wan ihnen nur in ihren petitis satisfac-
tion geschehen und sonderlich die beede erz- und stiffter Bremen und Verden
in weltliche furstenthumber verendert werden könden, daß die ständt noch
wol zu vergleichen sein werden. Wiewol sich nun hierauff nichs zu verlassen,
so will ich doch des erfolgs erwarten.
PS Eß hat der Schwedischer plenipotentiarius Ochsenstiern, welcher sich
newlich auch bey dem Salvio, als ich ihne visitirt, befunden, gar starck wie-
dersprochen , samb sein vatter in denen mit Chursachsen gepflogenen tracta-
ten auch damals die hernacher im Prager frieden begriffene amnestiam und
zumaln wegen der darvon außgenohmmenen stände beliebt hette, welches
nicht geschehen seye und gedachter sein vatter gar hoch empfinde
In den Verhandlungen zwischen sächsischen und schwed. Unterhändlern im Spätsommer/
Herbst 1635 in Schönebeck ( Dickmann , 75ff.), also nach Abschluß des PF, war von schwed.
Seite ein Entwurf vorgelegt worden, der zu einem vorläufigen Vertragsprojekt umformuliert
wurde (zum Inhalt: Dürbeck , 76–79; Fürnkranz , 61–64; zur Überlieferung: APW II C 1,
445 Anm. 1). In einem der noch nicht vereinbarten, jedoch nur noch auf die kurfürstlich säch-
sische Entscheidung ausgestellten Punkte, Art. 9, hatte die schwed. Seite die Aufnahme der noch
vom PF ausgeschlossenen Stände in die dort geregelte, auf das Stichjahr 1630 festgelegte Am-
nestie gefordert. Ob dieses spezielle Ansinnen in der vorgetragenen Formulierung von Axel
Oxenstierna ( [ nr. 221 Anm. 3 ] ) vorher gebilligt worden war, ist nicht sicher. Die ksl. Ges. hat-
ten auf das Schönebecker Projekt und direkt auf diese beschränkte Amnestieforderung in ihrer
Duplik an Schweden vom 1. Mai 1646 (nr. 69 Beilage 1, hier: Gärtner IX, 543f.) Bezug
genommen. Demgegenüber hatte sich die schwed. Kg.in in einer Weisung an ihre Gesandten
vom 23. Mai/2. Juni 1646 ( APW II C 2 119 nr. hier 291 Z. 35–292 Z. 12) über diese Dar-
stellung der Sachlage beklagt.
dahero gehorsamist, Ewer Kayserliche Majestätt wollen mir, waß sie hiervon
fur nachricht und fundament haben, mit nechstem gnedigst parte geben
lassen.